Texte
Eine Auswahl ab 1990

Barbara Lanati – 1990

[...] Döhne arbeitet über die Erinnerung und deren Auslöschung, über das Gewicht der Erinnerung und deren potentielle, teilweise Wiederaufarbeitung, er bezieht folglich Stellung durch die Haltung dessen, der die Wunden, die die Geschichte im Körper der kollektiven Vorstellung hinterlassen hat, annimmt. Über die eigentliche Tragödie der Geschichte hinausgehend bilden sie so Schlüsselbegriffe des Wortschatzes, auf dem sich die Sprache der Gegenwart konstruieren wird. [...]

David Perez – 1992

[...] Eine Lawine von Bildern begräbt den Sinn für Geschichte, die krampfhaft vergessen oder gar, wie einige klarsehenden Menschen behaupten, überwunden werden will. Mit diesem Gespenst aus Eis konfrontiert, welches versucht, die Erinnerung in eine leere Anhäufung von groben Bildern zu verwandeln, bleibt uns nur die Bewahrung eines beinahe verstummten Gerüchts über einige Bilder, die sich in unserem Gedächtnis vermischen. [...]

Rüdiger Hasse – 1998

[...] Mit subtiler Intelligenz fährt ihr die Konstruktion als Skulptur in die Parade. [...] Die ästhetische Strategie heißt Einverleibung. Der Wachsblock nimmt das Bild in sich auf und beschert ihm den Übergang in den Raum als Material um anders Form zu werden. [...]

José Ignacio Maldonado – 1998

[...] Das Werk ist nüchtern, weil es in einer überraschenden Kaltblütigkeit derart beunruhigende Szenen darstellt, dass wir genötigt sind, in der Auswahl der Aufnahmen eine Sektion, eine Autopsie zu sehen.
Dann ist das Werk verwirrend, weil es den Betrachter aus der Bahn wirft, weil durch die Veränderung des Ausschnittes die Begrenzung erneuert wird, weil die ursprüngliche Bahn des photographischen Schusses umgelenkt wird. [...]

Amine Haase – 1999

[...] Das Motiv ist eine weiße Nelke auf einem Grabstein. Die scheint sich wie eine Schneeflocke auf unser Gedächtnis zu legen. [...] Das kollektive Gedächtnis scheint zu versteinern unter der Beweislast der Dokumentations-Zeugnisse. Die Kunst kann uns vor Erstarrung bewahren. Markus Döhne gelingt es mit sanftem Druck, der nicht schwerer wiegt als gefrorene Tränen. [...]

Sabine Müller – 2002

[...] Er wendet sich nicht gegen die Reproduzierbarkeit der Bilder, sondern versucht etwas, das man als deren Reauratisierung mit graphischen Mitteln bezeichnen könnte. Das Material liefert die am härtesten von der Reproduzierbarkeit betroffene Form, die Photographie. [...]

Amine Haase – 2005

[...] Nur schemenhaft sind sie als Menschen zu erkennen; keine Schatten, sondern wie von innen leuchtende Figuren, keine strahlenden Erscheinungen, eher Erdenwürmer; bedrohlich, bedroht wie im Nachleuchten der Atombombe. Grenzgänger, Menetekel für eine Zukunft weltweiter Migrationen, die sich in Auge und Hirn einbrennen. [...]

Christel Wester – 2005

[...] Es mag Zufall sein, dass Markus Döhnes Werkreihe Arbeitsspeicher in Grüntönen gehalten ist. [...] Das mattgrüne Licht und das dunkelgrüne Linoleum sind sicher marginale Details in Peter Weiss’ opus magnum und wahrscheinlich erinnert sich Markus Döhne heute, gut zwanzig Jahre nach der Lektüre, nicht mehr daran. [...]

Stefanie Endlich, Angelika Kettelhack, Walter Vitt – 2007

[...] So wird auf verschlüsselte und zugleich suggestive Weise eine Verbindungslinie zwischen dem historischen Anlass und der heutigen Erfahrungswelt des Betrachters geschaffen, der entdeckt, dass die Utopien und Gefühle von damals nicht verschwunden, aber wesentlich verändert und neu zu fassen sind. Über bewusste Distanz ist eine neue Form der Annäherung möglich. [...]

Susanne Greinke – 2008

[...] Zwar bleiben die Bildinformationen erhalten, doch die Bilder sind vergrößert und farblich verändert worden. Trotz zunehmender Unschärfe entsteht der Eindruck, als würde die eigentliche Bildinformation des Ausgangsmaterials durch die künstlerische Aneignung noch deutlicher hervor treten. Damit stellt er die Frage nach dem semantischen Potential von Bildern. [...]

Bodo Morawe – 2008

[...] Für ihn gilt gleichzeitig, dass er im Sinne Brechts als politischer Citoyen über die List verfügt, die erforderlich ist um die Wahrheit nicht nur zu erkennen, sondern auch zu verbreiten. [...] Die linke Melancholie ist ihm fremd. [...] Denn er verfügt über ein klares politisches und historisches Bewusstsein. Seine Green Screens sind dafür [...] ein untrügliches Zeichen. Sobald die Winde wehen, dürfte deshalb der Künstler nicht zögern, den Zeitgenossen ein wetterfestes Segel zu setzen. Da ihm die politische Wetterlage – oder [...] unverblümt: die Epoche – dies vorerst versagt, macht er uns eines aus Stecken und Plane. [...]

Hans-Peter Riese – 2008

[...] Erst dieser, durch die Kunst erreichte Zuwachs an Wahrheit hebt also die politische Ebene auf, indem sie erst recht als solche erscheint. [...] Dabei erweist er sich auch als ein Graphiker mit einem fast untrüglichen Gespür für die richtige Transformation von Realität in Kunst. Seine Arbeiten – obwohl inhaltlich sehr wohl mit den längst pathetisch überhöhten Ereignissen der Geschichte verknüpft – ermangeln jeder Pathetik und jedem Pathos. [...]

Klaus Findl – 2013

[…] Zurück nach weiter oben. […] Das Sprechen über Kunst bildet normalerweise die Bewegung der Raumfahrt nach, sofern diese im wissenschaftlichen Zeitalter eine Metapher für die Eroberung höherer Sphären ist. Das Sprechen über Kunst kommt gewöhnlich von oben und ist als solches oft unter aller Kanone. Jeder, der mehr als zwei Ausstellungseröffnungen gehört hat, weiß das. Denn dieses Oben ist meist mit Raumschiffen erreicht worden, die andere gebaut haben. […]

Markus Döhne und Res Ingold – 2013

[…] Der Blick in den Sternenhimmel hat schon immer Sehnsüchte geweckt. Knapp 100 Jahre dauerte es bis die Vision der Jules Verne’schen Reise zum Mond (De la Terre à la Lune, Paris 1865), zu Hochzeiten des Kalten Krieges, endlich realisiert wurde. […] In der ersten Juliwoche findet in Köln der 26. Planetarische Kongress der Association of Space Explorers – ASE statt. Bei diesem Stelldichein der noch lebenden Weltraumfahrer (-veteranen), die sich 1983 bei der Gründung ihres Clubs selber als „Bürger des Weltraums – Hüter der Erde“ nannten, werden Gedanken über die zukünftige Nutzung des Weltalls ausgetauscht und propagiert. Pragmatische kommerzielle Gedankenmodelle, die nichts mehr mit den Visionen Vernes gemein haben. […]

Christel Wester – 2015

[…] Ich stelle mir vor, wie er am 20. Juli um 17 Uhr mit fiebrigen Augen, die nicht nur von seiner Masernerkrankung herrühren, seinen Beobachterposten auf dem Wohnzimmersofa bezieht. An diesem Nachmittag beginnt die Live-Übertragung der Apollo 11-Expedition im westdeutschen Fernsehen, die 28 Stunden lang dauern soll. Denn als Neil A. Armstrong in der Nacht zum 21. Juli um 3:54 Uhr MEZ seinen Fuß auf den Mond setzt, ist das nicht nur ein Riesenschritt für die Menschheit, wie es der Astronaut selbst vom Mond aus in alle Welt verkündet. Die Mondlandung ist auch ein regelrechtes Initiationsereignis der Mediengeschichte: […]

Res Ingold – 2015

[…] Auch metaphorische Weltraumfahrten beginnen erst mal im Kopf. Der Kosmos ist zwar unendlich, aber auch ein Satellit und eine Trägerrakete. Humboldts große Schilderung heißt genauso Kosmos wie ein Kino in Berlin oder ein Buchverlag. Das Universum ist bloß ein konzeptueller Raum außerhalb der Erdatmosphäre, willkürlich festgeschrieben ab einer Höhe von 100 Kilometern. Irgendwo am Rand des Alls eiert diese eingebildete Erde rum. […]

Roman Zieglgänsberger – 2015

[…] Die Erinnerung an das Ereignis scheint wie der Regen an der spiegelglatten violett-schwarzen Oberfläche des Bildes abzugleiten, und auch uns ist schon längst – trotz des so unbestechlich wirkenden Fotos – die Erinnerung daran entglitten. Wer nur war Alan Shepard, da es im allgemeinen Bewusstsein eigentlich nur einen Juri Gagarin und Neil Armstrong gibt? Es scheint sich zu bestätigen: Der erste zählt, sonst niemand. […]

Susanne Greinke – 2015

[…] Der Blick in den Kinosaal gibt keine Auskunft über die Massenmorde, die sich in unmittelbarer Nähe ereigneten. Selbst der Titel gibt keine direkteAuskunft. Allein das Rot, in das Döhne das Bild taucht, sowie die schwarze Leinwand erzeugt ein Unbehagen, das sich erst durch den Kontext vollständig erschließt. […]

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